Liebe Gemeinde,
seien Sie, seid herzich gegrüßt zum Wochenende und zum morgigen Sonntag Sexagesimae.
Sexagesimae – 60 Tage vor Ostern – so der Begriff, auch wenn die Zählweise heute nicht mehr ganz nachvollziehbar ist. Vermutlich hat der Sonntag seinen Namen daher bekommen, weil er zwischen den Sonntagen Septuagesimae (70 Tage vor Ostern- nach der alten Zählweise) und Estomihi, dem letzten Sonntag vor der Fastenzeit liegt.
Im Gottesdienst singen wir bereits in der Vorfastenzeit kein Halleluja mehr. Damit führen wir uns vor Augen, dass wir ohne das Opfer Christi (seinen Tod am Kreuz) nicht würdig wären, lobpreisend vor Gott zu treten. Die liturgische Farbe der Vorfastenzeit ist Grün, die Farbe des Lebens und der aufgehenden Saat.
Das Thema der aufgehenden Saat greift auch die Frohe Botschaft (Lesung aus den Evangelien) des morgigen Sonntages auf. Das Gleichnis vom vierfachen Acker drückt dabei auch aus, was wir heute erleben: Oft scheint es uns, dass das Wort Gottes und die frohe Botschaft von Jesus Christus nicht mehr auf fruchtbaren Boden fällt und daher keine Frucht mehr bringen kann. Entweder wird es erstickt von scheinbar besseren und schneller greifenderen Ideologien oder es vertrocknet, weil es nicht gepflegt wird. Leere Gottesdienste trotz guter, lebensnaher und auch in Krisenzeiten tragenden Predigten – das stimmt selbst engagierte Christen oft sehr traurig. In einer Welt des Überflusses scheint die Botschaft von Jesus, der sich Ausgestoßenen und ungerecht behandelten Menschen zugewendet hat und ihnen wieder neue Hoffnung machte, nicht mehr nötig. Dabei ist sie immernoch wichtig und mit Blick auf zunehmende Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft udn auch global vielleicht nötiger denn je.
Gott, der vielen nur noch als Relikt uralter Zeiten vorkommt, ist ein lebendiger Gott. Er will durch sein Wort in Beziehung zu uns treten. Gerade Zweifel am eigenen Leben, an den Umständen in der Welt und auch an den Worten, die uns von Gott überliefert sind, können dabei helfen, ihn wieder stärker wahrzunehmen – wie es oft auch erlebt wird. Wichtig ist, dass man offen dafür bleibt, seinen Verstand und seine Gefühle als fruchtbaren Boden bereitet und nicht den einfachen Weg geht, Zweifel nicht zuzulassen oder wegen wenigen Zweifel alles für Unsinn zu erklären,
Vielleicht bietet Ihnen, bietet euch die bald beginnende Fastenzeit wieder die Möglichkeit, sich etwas mehr mit Gottes Wort zu beschäftigen und den ein oder anderen Gottesdienst zu besuchen.
Nun wünschen wir Ihnen, wünschen wir euch aber zunächst erstmal ein schönes Wochenende und einen behüteten Sonntag, auch wenn er windig zu werden verspricht.