Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.
Jesaja 35,1
Ungefähr 700 Jahre vor Christus schrieb der Prophet Jesaja diese Worte. Das Volk Israel lebte in der Verbannung in Babylon, weit weg von der alten Heimat und den heiligen Orten seines Glaubens. Wüst und öde war es in den Herzen der Verbannten. Aber er spricht vom Frohlocken, vom Jubeln und vom Blühen.
An unserem Kalender hat die Adventszeit begonnen. Vier Adventssonntage, bevor die Weihnachtszeit beginnt. Und unser Monatsspruch will ja in die Adventszeit passen. Er möchte uns da abholen, wo wir gerade uns befinden in unserem Leben. Manchmal sind Menschen einsam, auch inmitten allem täglichen Trubel, aller Hektik und allen Verpflichtungen. Einsam mit ihren Wünschen nach Erfüllung und Anerkennung in ihrer Arbeit, einsam mit ihren Gefühlen und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Advent kommt aus dem Lateinischen; adventus bedeutet Erwartung, gespanntes Warten, Ankunft. Am Ende der Adventszeit feiern Christen die Menschwerdung Gottes, die Geburt seines Sohnes Jesus Christus. Und Advent will uns erinnern: Christus hat versprochen, wieder zu kommen. Die Welt zu erlösen von aller Ungerechtigkeit, allem Machtstreben, aller Gewalt und allen menschenverachtenden Kriegen. So kann die Adventszeit auch über die wenigen Wochen im Dezember dauern.
Jesaja sagt seinen Landsleuten nicht nur einfachen Trost zu. Er ist voller Zuversicht, wenn er im Vers 3 und 4 betont: „Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Sagt den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht da ist euer Gott!“
Erwartung aber ist kein tatenloses Warten. Gottes Reich ist doch heute erfahrbar. Jesus sagt: „Was ihr getan habt einen von diesen meinen geringsten Brüdern , das habt ihr mit getan.“ (Matthäus 25,40). Und mein nächster Bruder wohnt vielleicht gleich um die Ecke. Lange habe ich ihn nicht auf der Straße gesehen. Ob er krank ist? Das kleine Kind da. Warum trägt es bei dieser Kälte nur einen dünnen Pullover ohne Jacke? Früher haben wir uns regelmäßig beim Gottesdienst getroffen. Warum kommt die Frau nun gar nicht mehr, schon seit Jahren? Da gab es Streit, großen Streit. Zwei hatten grundsätzlich verschiedene Meinungen. Es gab keine Versöhnung. Verloren haben alle beide. Früher haben beide in vertrauter Weise zusammen gearbeitet. Das war sehr fruchtbar.
Ich wünsche Ihnen von Herzen eine spannende Adventszeit!
Ihre Uta Baumfelder