„Erbarmt euch derer, die zweifeln.“
Brief des Judas, Vers 22
Eine ganze Reihe von Philosophen und Denkern hat sich seit der Antike Gedanken gemacht über den Zustand Zweifeln. Jeder hat da wohl auch seine eigene persönliche Erfahrung einfließen lassen. So entstanden solche Sätze wie:
In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank.“ (Siegmund Freud)
„An unmöglichen Dingen soll man selten zweifeln, an schweren nie.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
„Ich denke, also zweifle ich. Ich zweifle, also denke ich.“ (Manfred Hinrich)
Judas, ein Bruder des Jakobus und ein Halbbruder von Jesus hat einen kurzen, aber inhaltsschweren Brief an die Judenchristen in Palästina geschrieben. Er prangert die falschen Lehren an, die sich in die Gemeinde eingeschlichen haben. Leute haben da das Sagen, die ein ausschweifendes, selbstsüchtiges Leben führen und die frohe Botschaft vom auferstandenen Christus, von Gottes grenzenloser Liebe und Barmherzigkeit leugnen…
Leise trommelt der Regen auf das Fensterblech. Nebelschwaden ziehen durch das Tal. Die Sonne hatte heute wieder keine Chance. Auch in den Mittagsstunden muss ich das Licht anknipsen, um die Buchstaben auf das Papier zu bringen. Vorbei sind die unbeschwerten Sommertage. Ich ersehne sie schon heute wieder herbei. Werden sie wiederkommen? Wird das Leben noch einmal unbeschwert und leicht sein? Zweifel machen sich breit. Gedanken an Krankheit und Tod, an unzählige Unannehmlichkeiten nehmen sich Raum. Schrecklich düster sieht diese Welt aus. Überall Hunger, Krieg, Gewalt, Flucht, Naturkatastrophen und die permanente ökologische Kriese.
Warum geschieht das alles? Warum greift der barmherzige, liebende Gott nicht ein? Wer kann das alles wieder ins Lot bringen? – Ich zweifle!
Zweifeln heißt doch, im Streit mit jemand sein. Ich frage Gott, warum das alles so sein muss. Nicht nur einmal, immer wieder frage ich. Ich bin mir ganz unsicher, ob Gott meine Zweifel zerstreuen kann…
Der Apostel Paulus hatte auch so eine Situation gehabt. Auf dem See Genezareth wollte er seinem Herrn und Meister auf dem Wasser entgegen gehen. Und er ging ihm auf dem Wasser entgegen, bis er plötzlich Angst vor Wind und Wellen bekam. Zweifel überkam ihn. Was du tust, ist völlig unmöglich. Sein Vertrauen sank auf Null. Und er drohte unter zu gehen. Sein: „Herr hilf mir“, rettete ihn schließlich vorm Ertrinken.
Ich darf zweifeln. Das ist nichts Ungewöhnliches, sondern etwas Normales. Aber ich darf in meinem Zweifeln nicht verharren. Ich muss mich öffnen.
Gott lässt den Propheten Jeremia im 29. Kapitel sagen: „ Wenn ihr mich von ganzen Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“
Die frohe Botschaft ist: Bei Gott sind meine Zweifel gut aufgehoben. Gottes Liebe reicht weiter, als wir denken und verstehen können.
Das sollen auch die wissen, die sich heute mit ihren Zweifeln schwer plagen, zu zerbrechen drohen. Heilt sie! Nehmt euch ihrer an. Macht ihnen Mut! Erzählt ihnen, welche wunderbaren Dinge Gott getan hat und tut! Sagt ihnen, dass auch sie geliebte Kinder des allmächtigen Gottes sind!
„Erbarmt euch derer, die zweifeln!“
Eine behütete Zeit wünscht Ihnen
Uta Baumfelder
1943 gedichtet von Herbert Sack (1902 – 1943) in der hoffnungslosen Lage im “Kessel von Stalingrat“.
Erscheinen meines Gottes Wege mir seltsam rätselhaft und schwer
und gehn die Wünsche, die ich hege, still unter in der Sorgen Meer,
will trüb und schwer der Tag verrinnen, der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
dann darf ich mich auf eins besinnen: dass Gott nie einen Fehler macht.
Wenn mir zu hoch des Herrn Gedanken, zu tief der Brunnen seiner Huld,
wenn alle Stützen haltlos wanken, die Kraft mir fehlt und die Geduld,
wenn gar mein Blick kein Ziel mehr findet bei banger tränenreicher Wacht,
ein Glaubensfünklein dennoch kündet: dass Gott nie einen Fehler macht.
Wenn über ungelösten Fragen mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen, weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen in Gottes Hände legen sacht
und leise sprechen unter Tränen: dass Gott nie einen Fehler macht.
Drum still mein Herz und lass vergehen, was irdisch und vergänglich heißt.
Im Lichte droben wirst du sehen, dass gut die Wege, die ER weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen, ja gings durch kalte finstre Nacht,
halt fest an diesem sel`gen Wissen: dass Gott nie einen Fehler macht.