Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.
Hebräer 13,2
Liebe Schwestern und Brüder,
sind wir eigentlich noch gastfreundlich in unseren Orten hier oben am Rennsteig? Diese Frage kam mir in den Sinn, als ich die Aufforderung des Apostel Paulus an die Hebräer las, die uns als Monatsspruch für den Juni mitgegeben ist. Ich denke, viele würden jetzt durchaus selbstbewusst mit einem Ja antworten. Besuch empfängt man schließlich gern, man zeigt, was man hat und freut sich über die Abwechslung. Jahrelang kann man oft von solchen Erinnerungen zehren. Die Vereine in unseren Orten organisieren auch jede Menge Feste und Veranstaltungen, zu denen immer wieder gern Besucher aus umliegenden Orten und von weiter entfernt kommen. Erst kürzlich konnten wir Schülerinnen und Schüler aus der Musikschule Sonneberg in unserer Kirche begrüßen, die uns ein buntes Musikprogramm boten und sich sehr freuten, einmal in unsere wunderschöne Matthäuskirche zu kommen. Vor und nach dem Konzert boten wir allen Gästen Kaffee und Kuchen an, den fleißige Bäckerinnen aus unserem Ort gebacken hatten. Herzlichen Dank an dieser Stelle für diesen Dienst! Auch zu Himmelfahrt besuchten zahlreiche Geschwister aus unseren fränkischen Nachbarorten den gemeinsamen Gottesdienst und aßen anschließend leckeren Kuchen und belegte Brötchen von Dolores. In Spechtsbrunn und Hasenthal zeigt man sich also bisweilen gern gastfreundlich.
Aber ist das wirklich so? Besuch macht schließlich auch viel Mühe. Ist er angekündigt, hat man Tage vorher Stress mit den Vorbereitungen – Putzen, Backen oder Kochen. Kommt er hingegen überraschend, so ist es bisweilen unangenehm, nichts Richtiges anbieten zu können oder nicht aufgeräumt zu haben. Größere Feste müssen sogar aufwendig vorbereitet werden. Umso ärgerlich ist dann manchmal, wenn nur wenige Besucher vor allem aus unseren eigenen Orten kommen. Viel Mühe geben sich die Veranstalter, um Gastfreundlichkeit zu beweisen und bereiten liebevoll alles vor. Sie zeigen, dass Spechtsbrunn und Hasenthal durchaus gastfreundlich sein können – nur die eigenen Dorfbewohner verweigern sich dann dem offenen Austausch mit den meist von außerhalb kommenden Gästen. Vielleicht ist ihnen der Tumult zu viel, vielleicht das Gebotene bei der Fülle an Möglichkeiten zu wenig? Vielleicht ist es auch eine Thüringer Eigenheit und gerade von den Menschen dieser Region, recht sparsam mit Freundlichkeit und gar Gastfreundlichkeit umzugehen.
Dabei haben wir eigentlich allen Grund zur Freude und Dankbarkeit. Wir haben wieder und immer noch zwei Gasthäuser in unserer Nähe und auch Privatpersonen vermieten an Gäste. Das lockt durchaus zahlreiche Besucher in unsere Orte. Menschen aus aller Welt, die in unsere kleinen Orte kommen und uns kennen lernen wollen. Oftmals wissen sie eher zu schätzen, was wir hier immer noch haben- trotz mancher immer noch ärgerlichen Entwicklung.
Unsere vielen Veranstaltungen bieten uns immer wieder die Möglichkeit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, mal etwas anderes zu sehen, zu hören, sich einfach auszutauschen. Wenn man dann die Freude mancher Besucher, ob Wanderer auf dem Rennsteig oder Pilger auf der Via Porta, über ein freundliches Gespräch oder einen Moment Zeit erlebt, kann man durchaus den Eindruck bekommen, dass Gastfreundschaft viel zurück gibt und einen beschenkt. Manche Begegnung wirkt dann durchaus wie eine Begegnung mit einem Engel, wie es Paulus schreibt. Da wäre es doch fatal, sich dieser Möglichkeit zu berauben und sich der Gastfreundschaft zu verweigern. Was, wenn z.B. eine große Persönlichkeit mal Halt bei uns macht oder sogar Jesus selbst und wir ihn dann die Türen nicht öffnen? Hören wir lieber auf Paulus und seien wir weiterhin gastfreundlich!
Auch im Juni haben wir dazu vielfach Gelegenheit. So startet der Monat mit einem Gottesdienst zur Jubelkonfirmation. Ein freudiges Ereignis, bei denen alle an der Freude der Jubilare teilhaben können und herzlich zum Gottesdienst eingeladen sind – wie übrigens immer alle Interessierten zu den Gottesdiensten und Bibelabenden eingeladen sind. Mitte des Monats (16.06.) können wir dann eine Künstlerin aus Berlin zu einem Abendkonzert in unserer Matthäuskirche begrüßen, die uns die Musik ihrer hebräisch-spanischen Heimat vorstellt. Eine Woche später wird schließlich zum Backhausfest mit einem neuen Theaterstück aus der Feder unseres Günthers eingeladen. Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr wieder eine wunderbare Sache!
Helfen kann man dabei immer gern. Wenn mehr Personen an der Gastfreundschaft unserer Orte mitwirken, wird es für alle leichter und die Freude vervielfacht sich.
In diesem Sinne fühlt Euch bitte zu allen Terminen herzlich eingeladen, gern auch zum Helfen und kommt gut durch den Sommer!
Chris Schönefeld