Archiv für den Monat: September 2019

Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2019

Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!
Tobias 4,8

Es ist schon ein paar Wochen her. Gerade als die erste Hitzewelle so ankam bei uns. Jedenfalls kam meine Tochter aufgeregt mit dem Telefonhörer in der Hand angelaufen: „Da will dich eine unbekannte Frau sprechen.“

Naja gleich abwimmeln war mein erster Gedanke. „Sie haben da kürzlich gespendet, damit Kindern das Augenlicht wieder gegeben werden kann.“

Ja da war ein Brief gekommen und irgendwie war mir das geschilderte Schicksal des Kindes in der „dritten Welt“ nahe gegangen. So jung noch und schon fast blind. Das bedeutet auf lebenslange Hilfe angewiesen sein in einer Welt, die so  schrecklich arm und bedürftig ist. Wo nichts im Überfluss vorhanden ist. Eigentlich mag ich diese Bettelbriefe nicht. Oft landen die ungeöffnet in der blauen Tonne, weil ich mir sehr unsicher bin, ob meine Spende auch wirklich den Bedürftigsten unter uns Menschen zu Gute kommt.

Diesmal war es anders. Ich hatte mich gefangen nehmen lassen. Das habe ich der Frau auch durch den Telefonhörer so gesagt. Na, ob ich denn nicht regelmäßig einen Betrag geben könnte. Da horchte ich erst einmal auf, denn das war eigentlich die Stelle, an der ich sonst immer ganz unhöflich auf den kleinen roten Hörer drücke….

Das habe ich nicht und stattdessen entspann sich ein Gespräch. Zuerst über das Wetter in Köln und Haselbach. Das wurde schließlich so intensiv, dass wir uns beide ein Stück unserer Biografie erzählt haben. In einer halben Stunde erzählte mir die Frau, die bei der Christoffel Blindenmission arbeitet von ihren Einsätzen. Von den Menschen und besonders den Kindern, denen geholfen werden konnte, die ihr Augenlicht durch Spenden und engagierte Ärzte wieder erlangen konnten. Das war echt, das hat man gespürt.

Ich hatte anschließend irgendwie ein gutes Gefühl. Ich denke, dass die CBM durch ihr professionelles Engagement viel erreicht. Dass Menschen, die sich eine ärztliche Behandlung nicht leisten können geholfen wird, damit sie wieder am Leben teilhaben können.

Unser Monatsspruch redet vom Almosengeben. Das Buch, aus dem dieser Vers stammt, ist ein sehr  altes. Es ist eine alttestamentliche Überlieferung, die auch nur in Bibeln mit den sogenannten Apokryphen zu finden ist. Luther hat es nicht übersetzt, weil es ihm nur in griechischer Sprache, also nicht im Original, zu Verfügung stand.

Der junge Tobias, ein Mann aus einem Hause, das Gott diente, soll auf eine größere Reise gehen und so bekommt er von seinem Vater wichtige Regeln für ein gutes, gottgewolltes Leben mit auf den Weg.

Tobias soll immer etwas abgeben von seinem Hab und Gut. Wenn er viel besitzt, soll er viel geben, wenn er wenig hat, ist das Wenige, das er gibt, auch in Ordnung. Entscheidend ist die Gabe, entscheidend ist, dass den Bedürftigen geholfen wird. Und dieses Geben geschieht nicht einfach aus Wohlwollen des Gebers heraus. Es war unter den Israelitern ein Gesetz und eine Pflicht. Dieser Gemeinschaft war es auch geboten, sich der Witwen und Waisen anzunehmen, Fremden zu helfen und sie zu unterstützen.

Das Gebot der Bibel, Arme zu unterstützen ist keine Pflicht, die nur die Reichen betrifft. Jeder soll sich einbringen nach seinen Möglichkeiten.

Wir pflegen heute in unseren Gottesdiensten diesen guten Brauch. Denn wir erbitten immer für einen bestimmten Zweck eine Kollekte am Ausgang. Gewiss auch für die Arbeit der eigenen Gemeinde. Aber wichtig ist, dass die Solidargemeinschaft immer das Ganze im Blick behält. Spenden für die Organisation Brot für die Welt, für die Arbeit des Gustav- Adolf-Werkes, für die Frauenarbeit in den Ländern der dritten Welt, für die Katastrophenhilfe der Diakonie und die Flüchtlingshilfe und viele Projekte mehr, helfen Menschen aus großer Not.

Gott sieht den Menschen an und wenn wir gemeinsam an unserer Zukunft bauen wollen, dann ist seine Gerechtigkeit, die er uns zukommen lässt, Maßstab für unser Handeln.

Herzlichst grüßt Sie

Uta Baumfelder

 

Gedanken zum Monatsspruch für September 2019

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Mt 16,26

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

nun ist sie fast wieder vorbei, die schöne Sommer- und Urlaubszeit. Die Schule begann und das Hamsterrad läuft von vorne. Hoffentlich fanden die meisten Ruhe und Erholung in den warmen Sommermonaten. Hoffentlich, weil es vielen schwer fällt, abzuschalten. Im Alltag jagt ein Termin den nächsten – beruflich wie privat. Vor allem Berufstätige, Selbstständige und Eltern wissen sicher ein Lied davon zu singen. 8 bis 12 Stunden Arbeit voller Verantwortung und dann noch die Kinder zu diesem oder jenen Termin fahren oder selbst noch den Hobbies nachgehen, sich in Vereinen engagieren, den Haushalt bewältigen oder Freunde besuchen. Meist steht immer viel an. Selbst bei den meisten Ruheständlern herrscht oft rege Betriebsamkeit. Viel will noch organisiert und erlebt sein. Selbst die Tage des Urlaubs sind meist geprägt von Tatendrang, man will die kostbare freie Zeit schließlich gut nutzen. Immer schneller scheint das Leben an uns vorbei zu ziehen. Langeweile – schwer auszuhalten. Pausen – selten. Anhalten – unmöglich. Wir wollen was erreichen im Leben, anerkannt werden von den anderen, geschätzt und respektiert. Einfach ein gutes Leben leben. Gut heißt dabei ereignisreich, fit und fidel. Dafür pflegen wir Körper und Geist. Wir treiben Sport oder ernähren uns gesund. Wir lernen und bilden uns fort, versuchen, mitzuhalten.

Eine ganze Weile geht das auch gut. Bis uns etwas aus der Bahn wirft. Etwas Unvorhergesehenes. Eine Krankheit, ein Streit, Arbeitslosigkeit oder ein Trauerfall. Auch eine Schwangerschaft kann vieles, was wir uns vornehmen, durcheinander bringen. Aber nicht nur spezielle Ereignisse lassen uns spüren, dass alles seine Zeit hat und es manchmal nicht ausreicht, Körper und Geist in Schuss zu halten. Manchmal fühlt man sich, als könne man die ganze Welt verändern, Bäume ausreißen, einfach nur glücklich sein und manchmal wirkt alles so schwer, so bedrückend, so übermächtig. So geht es zum Beispiel vielen, die sich engagieren. Gestartet mit großen Ideen, liegen manchmal recht schnell große Steine im Weg, treten Neider auf oder werden Probleme unüberwindbar. Oder die erhoffte Anerkennung bleibt aus.

Die Bibel sagt dazu: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Viel können wir erreichen, die ganze Welt könnte man gewinnen – doch zu welchem Preis? Psychische Erkrankungen wie Burnout haben scheinbar stark zugenommen. Die Seele leidet unter der Rastlosigkeit.

Aber was ist eigentlich die Seele? Körper – klar. Geist – auch verständlich. Aber Seele? Wir kennen das Wort nur noch von Redewendungen wie „Essen hält Leib und Seele zusammen“, „ein Herz und eine Seele“ oder „eine gute Seele“. Die Seele merken wir nur, wenn es ihr offenbar schlecht geht, wir uns seelisch krank fühlen. Gern benutzen wir heute wissenschaftliche Ausdrücke für das, was wir nur schwer fassen können. Seele setzen wir oft mit Psyche gleich. Dabei ist die Seele etwas, was uns wie Körper und Geist ausmacht, beides vielleicht sogar zusammen hält und etwas, was wie Körper und Geist auch gepflegt werden will. Als Christen glauben wir, dass unsere Seele unsterblich ist, dass sie uns von Gott geschenkt wird, dass sie etwas Heiliges ist. Sie macht uns aus. Der Körper ist unser äußeres Abbild, das was andere sehen, aber er verändert sich ständig und stirbt schließlich. Der Geist umfasst unser Wissen, unser Können, unsere Gedanken. Man kann ihn trainieren und fördern. Aber auch er ist endlich. Das erleben viele, die älter werden. Das Gedächtnis lässt nach, der Geist wird immer schwieriger zu trainieren. Die Seele aber ist das, was uns bleibt und das, was uns ausmacht. Die Seele ist etwas Einzigartiges und sie will gepflegt sein, wie Körper und Geist. Wie geht das? Durch Ruhe und gute Gedanken, durch Freundlichkeit und einer Kraft, die ihr von Gott zuwächst, durch ein Gebet zu dem, von dem sie kommt und zu dem sie geht. Mögen wir in aller Unruhe unserer Zeit, nicht nur die Welt gewinnen wollen, sondern auch Schaden von unserer Seele abwenden. Möge uns Gott dabei helfen!

Chris Schönefeld