Archiv für den Tag: 16. März 2020

Friedensgebet am 16. März 2020

Mit Wirkung vom heutigen Tag hat das Landratsamt Sonneberg alle Veranstaltungen im Landkreis untersagt. Unser monatliches Friedensgebet in Haselbach konnte nicht stattfinden. Deshalb wird der Text der Predigt hier veröffentlicht.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Brüder und liebe Schwestern!

Es war im Jahre 1948 als die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution annahm, die zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte Standards zu den Rechten der Menschen festlegte.

30 Artikel umfasst das Werk und beschäftigt sich mit Freiheitsrechten, Gleichheitsrechten, Eigentumsrechten.

18 Jahre  später wurde der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte und der Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte geschlossen.

Alles zusammen wird heute als die Internationale Menschenrechtscharta bezeichnet und  sollte Normen und Wegweiser für das Zusammenleben der Menschen und Nationen sein.

So heißt es im Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. In weiteren Artikeln heißt es:

  • 3: „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“
  • 5: „Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“
  • 18: „Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit;
  • 20, Absatz 1: „Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu Vereinigungen zusammenzuschließen.“
  • 22: „Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit.“
  • 23: „Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.“
  • 24: „Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.“
  • 25: „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen,

72 Jahr liegt die Annahme der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zurück. Es gibt bis heute keine Instanz, die die Einhaltung dieser Rechte überwacht. Aber ihre moralische Verbindlichkeit gehört zum Grundgerüst vieler Verfassungen.

Dagegen haben die oben genannten Pakte Rechtsstatus und werden von den Vereinten Nationen überwacht. Unterzeichner dieser Abkommen unterliegen der Kontrolle. Kommt es zu Verletzungen der Konventionen kann über den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg geklagt werden. Für den Doppelkontinent Amerika gibt es den Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof und für Afrika ist der Afrikanische Gerichtshof für Menschenrechte zuständig.

Was da international in harter Arbeit aufgebaut wurde, klingt positiv und aufmunternd. Aber wir wissen, dass die internationale Gemeinschaft meilenweit davon entfernt ist, Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen in allen Ländern durchzusetzen. Es ist ein zähes Ringen mit den immer gleichen Verhinderern.

Wir kennen die Staaten, die die Menschenrechte mit Füßen treten und in denen Menschen nicht frei leben können. Dazu zählen: Eritrea, Saudi- Arabien, Nordkorea, Katar, Türkei. In manchen Ländern sind Menschenrechte ständig eingeschränkt wie in Kuba, den Philippinen, China oder in den islamischen Ländern mit ihrem uneingeschränkten Scharia- Rechtssytem.

Liebe Brüder, liebe Schwestern!

Wir alle hier sind in dieses Leben gestellt.  Jeder von uns hat das Recht auf ein erfülltes und freies Dasein, auf Wertschätzung und Würdigung.

Diesen Anspruch sollen wir haben. Und dort, wo Menschenwürde in den Schmutz getreten wird, sollte es unsere Pflicht sein, unser Veto einzusetzen. Auch hier in unserem Land, in unserem Umfeld werden Menschen ausgegrenzt, diskriminiert, kriminalisiert, weil sie eben anders sind, nicht meine Sprache sprechen, nicht meine Religion pflegen.

Gesetze sind hilfreich, aber wenn viele dafür sorgen, dass in ihrem Umfeld ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung herrscht, so reflektiert sich das förderlich für das eigene Leben.

Ich lese jetzt dazu Auszüge aus Psalm 8:

HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! 

Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:  was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 

Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan

Was ist der Mensch, fragt der Psalmbeter und er findet die Antwort. Gott hat ihn zu seinem Bilde gemacht und hat ihm die Fähigkeit und die Aufgabe gegeben, die Erde, Gottes Schöpfung und Eigentum, zu nutzen, zu pflegen, zu gestalten.

Eine hohe Ehre ist das und eine große Verantwortung. Gott setzt den Wert des Menschen hoch an.

Wertvoll bist du! Hast du darüber in der letzten Zeit nachgedacht? Gott hat dir Gaben verliehen, die du unbedingt nutzen solltest. Womöglich schlummern sie noch in dir drin und wollen entdeckt werden, damit dein Leben erfüllter und glücklicher wird.

Dein Wert ist in den Augen Gottes unendlich groß, du bist genau richtig, so wie du bist.

Du brauchst dir deinen Wert nicht zu verdienen, denn er wurde dir von Gott bereits verliehen.

Niemand ist wertlos, auch derjenige nicht, der krank oder behindert ist, oder alt und pflegebedürftig.

Gott selbst wohnt auch in den schwächsten und kleinsten Menschen.

Und wer sich der Schwachen und Kleinen annimmt, begegnet dem Allmächtigen auf ganz eigene Weise.

Ob aus ethischer oder christlicher Sicht, das Menschenleben ist ein hohes Gut und das gilt es zu schützen.

In diesem Zusammenhang müssen wir akzeptieren, dass die Verwaltungen unseres Landes, unserer Kirche restriktive Maßnahmen anordnen, um das Coronavirus am raschen Ausbreiten zu hindern.

Herr, plötzlich ist in unsere Welt große Angst gekommen. Wir sind verunsichert und wissen nicht, was wir tun sollen. Deshalb legen wir unsere Sorgen vor dich. Herr hilf, dass besonders die am Coronavirus Erkrankten wieder gesund werden, stoppe diese Pandemie und lass uns dir vertrauen. Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist, als wir denken und verstehen können, der bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus.

Amen