Archiv für den Tag: 29. September 2021

Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2021

„Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.“

Hebräer 1024

Liebe Brüder und liebe Schwestern,


Der Herbst ist ins Land gezogen und mit ihm auch der Wechsel von den langen hellen Sommerabenden zu immer mehr Dunkelheit. Noch können wir der Wärme und der Leichtigkeit des Sommers nachspüren. Noch stehen vor uns ein paar schöne Tage. Aber allmählich verlagert sich unser Dasein wieder in den Innenbereich unserer Häuser. Vielleicht haben wir dadurch wieder weniger Kontakte. Vielleicht wird es wieder schwieriger sich unter einander auszutauschen. Viele Menschen fürchten sich vor den langen Wintermonaten. Nicht nur wegen der Kälte, sondern weil die Mensch zu Mensch Beziehungen abbrechen und lahm liegen. Nicht nur in Coronazeiten.


Der Hebräerbrief fordert uns heraus! Da schreibt einer, dass wir aufeinander achthaben sollen. In unserer Leistungsgesellschaft ist das schon fast eine Zumutung. Eigentlich stelle ich mich tagtäglich in den Vordergrund. Was ich schaffe, zählt. Was ich tue, ist wichtig. Meine Leistung, mein Beitrag,meine Anstrengung und mein Engagement bringen den entscheidenden Effekt. Was nützt es da ,wenn einer neben mir herumprobiert und doch keinen Erfolg hat. Was kümmert es mich, wenn einer sich abmüht und keinen Erfolg hat und am Ende aufgibt.


Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. In einer aggressiven noch dazu. Und Mitmenschlichkeit ist ein Fremdwort geworden. Wer im Arbeitsprozess steht oder zur Schule geht, oder in einer weiterführenden Einrichtung tätig ist, weiß das längst. Und auch unter den Menschen, die im wohlverdienten (Un-) ruhezustand sind, ist das Prinzip des Besser, Höher, Weiter längst angekommen.


Achthaben aufeinander, das heißt, den Menschen neben mir ins Visier zu nehmen. Was denkt er, was möchte er. Was prägt ihn, was quält ihn. Ich muss auf den, der mir begegnet zugehen lernen. Der, der mir heute begegnet, ist das nicht zufällig , sondern es gehört zu Gottes Plan, in dem du eingebettet bist. Und manchmal bist du bereits mittendrin in deiner Aufgabe. Du fragst dich, wie du dem Mann aus Somalia begegnen sollst. Du hast keine Ahnung, wie du dem Osteuropäer deutsche Arbeitsweise vermitteln sollst. Und wenn du deine eigenen Vorurteile überwunden hast, merkst du, dass weder Hautfarbe noch Herkunft eine Rolle spielen. Was ihr gemeinsam tut, damit jeder am Monatsende einen ordentlichen Lohn erhalten kann, das ist nicht so wichtig. Und das wird auch erst
dann gut funktionieren, wenn wir uns menschlich näher gekommen sind.


Der Mann aus Somalia hat eine lange Flüchtlingsgeschichte hinter sich. Immer ist er zur Stelle, wenn es etwas zum Helfen gibt. Ein Mensch, wie du und ich mit einer anderen Kultur und Religion. Ein Mensch, von Gott geliebt. Anders, als du und ich, aber er ist da und das verlangt Respekt. Der Mann aus Osteuropa kam zum Geldverdienen hierher. Viel hat er erzählt über sein Heimatland und wie die Menschen dort leben. Er lebt jetzt in einer völlig anderen Welt und ermöglicht seinen Landsleuten, es ihm gleichzutun.


Wer nie zuhört, wird auch nie erfahren, welche Sorgen und Probleme die anderen mit sich herum tragen. Vielleicht sind die Sorgen und Probleme der anderen banal in meinen Augen. Vielleicht treffen sie mich an einer wunden Stelle. Vielleicht habe ich gerade genug Sorgen und Probleme. Wenn ich mich meinem Nächsten zuwenden will, dann muss ich meinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen können. Dann muss ich aufmerksam sein können. Dann muss ich fürsorglich und behutsam auf den anderen zugehen. Dann darf ich das nicht nur ein bisschen tun, sondern ich muss es auch wollen. Denn Gott liebt dich und auch mich. Seine Liebe weiter zu geben, hat höchste Priorität. Nur so können wir in eine gute Zukunft weiter gehen. Nur so kann wird es endlich Friedenauf Erden geben. Nur so werden wir unseren Kindern und Enkelkindern Leben auf diesem Planeten ermöglichen.

Lasst uns einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken! Aber lasst uns das nicht besserwisserisch tun. Jeder von uns hat sein eigenes Tempo, seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Ansichten. Das gilt es zu bedenken. Was für mich richtig erscheint, muss nicht allgemein gültig sein. Ansporn kann sonst auch zur Entmutigung führen.


Niemand soll ausgegrenzt werden, niemand soll abwertend beurteilt werden. Wenn ich mich dafür entscheide, dass eine Impfung gegen Covid 19 für mich nicht in Frage kommt, dann ist das meine Entscheidung. Das muss toleriert werden in unsere Gesellschaft und darf nicht zu Diskriminierungen führen. Wir haben gelernt mit dem Virus und seiner Gefahr vernünftig umzugehen und haben viele Schutzmechanismen entwickelt.


Lasst uns wieder zum Leben zurück finden! Lasst uns den Nächsten, der uns begegnet in den Fokus nehmen und ihn mit den uns gegebenen Gaben beistehen, aufrichten und bewahren. Das sind meine Aufgaben, mein Ziel, mein Ansporn.


Herzliche Grüße und Gottes Segen!


Uta Baumfelder