Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
Jessaja 5,20
Liebe Schwestern und Brüder,
am Abend des 31. Oktobers ist Halloween. In vielen Orten in Deutschland ziehen Kinder mit Taschen oder Körben und manchmal Laternen von Haus zu Haus. Dieser Brauch kommt aus Amerika. Genau wie der Spruch, den sie dabei sagen. Im englischen heißt er: Trick or treat. Im Deutschen wurde er umgeändert von „Süßes, sonst gibt´s Streiche“ zu „Süßes sonst gibt es Saures“.
In dem Spruch, der für November als Monatsspruch ausgesucht wurde, geht es auch um Süßes und Saures, und noch einige andere Gegensätze. Aber sie haben da eine gar nicht so kindlich – naive Bedeutung. Diese Worte, die wir da lesen, die stammen vom Propheten Jesaja. Es ist wie ein Aufschrei des Propheten: „Seid ihr denn verrückt, wenn ihr denen, die Gutes böse nennen und aus Licht Finsternis machen, vertraut?“ Wenn ihr denen auf den Leim geht, dann ist es in eurem Leben und Glauben zappenduster.
Worte, die uns als Monatsspruch gegeben sind, wirken oft wie aus längst vergangenen Tagen, gerade, wenn man schaut, wann sie entstanden sind.
Aber ich muss sagen, diese haben sehr viel Aktuelles. Damit meine ich aber eben nicht nur den Spruch, den die Kinder jedes Jahr, wenn sie auf Bonbonfang sind, zu den Hausbewohnern sagen. Denn schon bei Jesaja glaubten viele Menschen das, was ihnen Wanderprediger, Herrscher usw. sagten.
Seien wir ehrlich, auch uns geht es nicht anders. Wie oft hören wir in den Medien Nachrichten oder lesen im Internet Beiträge, denen wir sehr schnell glauben. Weil angebliche Wissenschaftler oder bekannte Journalisten sie als die einzig wahre Wahrheit uns verkaufen wollen. Wenn sich dann noch Politiker hinstellen und uns ein Bild von einer ach so dunklen Zukunft malen, dann sind wir ganz schnell davon überzeugt, dass es auch so ist. Vergessen dabei jedoch, dass es so viele andere Dinge gibt, die doch uns glücklich machen – könnten.
Denn seit den ganzen Krisen der letzten 3 Jahre scheint in immer mehr menschlichen Seelen die Dunkelheit Einzug genommen zu haben. Genau da will Jesaja uns vor warnen, indem er uns fast schon entgegen schreit: „Weh denen, die aus Licht Finsternis machen. Hört auf, ständig nur die Finsternis zu sehen. Wo doch um uns herum soviel Licht auch ist“.
Recht hat er. Wir Menschen brauchen das Licht. Doch wofür brauchen wir es? Wenn man es ganz ohne Gefühl formulieren möchte, kann man sagen: Licht ist seit jeher ein elementarer Bestandteil der Lebenswelt des Menschen, es hält seine Körperfunktionen aufrecht, steuert neuronale und hormonelle Prozesse, sorgt für den lebenswichtigen Tag-Nacht-Rhythmus und beeinflusst seine Leistungsfähigkeit sowie sein seelisches Befinden.
Ohne Licht ist kein Wachstum auf unserer Erde. All die Pflanzen könnten nicht wachsen. Kein Getreide, kein Obst und kein Gemüse.
In der Bibel lesen wir noch an ganz vielen Stellen vom Licht. So schon bei der Schöpfungsgeschichte: „Gott sprach es werde Licht, und es ward Licht.“ oder bei Jesus Christus: „„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nach folgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben!“. Da bin ich dann wieder bei den Kindern. Die ja eben nicht nur Saures androhen, sondern mit ihren Laternen auch Licht in die dunklen Straßen bringen, genau wie dann etwas später im November zum Martinsumzug.
Manchmal ist es wichtig und notwendig, dass wir unsere Gedanken wieder ins Lot bringen. Uns selbst prüfen. Schauen, was für uns wichtig ist.
Für dieses Ordnen kann eben auch mal solch einer der vielen Tage im November gut sein, wenn es draußen stürmt und regnet. Damit wir wieder herausfinden können, was für uns gut ist, was Licht in unser Herz bringt. Auch mal sortieren, welchen Nachrichten wir Glauben schenken können, oder welche wir getrost überlesen können.
Ich wünsche uns Allen einen gesegneten November,
Eure Manuela Schmidt