Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.
- Korinther 15;42
Vor mir liegen auf einem Blatt Papier Samenkörner, Reste vom letzten Jahr. Gute Gärtner erkennen am Samenkorn, von welcher Pflanze sie stammen; große und kleine, runde, längliche, tropfenförmige – die Vielfalt ist scheinbar unendlich. Manchen sieht man es an, was daraus wachsen könnte, wie bei den schrumpeligen Erbsenkörnern oder den Bohnen.
Anderen wiederum sieht man es nicht an, was da Köstliches dahintersteckt. Der Samen vom Löwenmäulchen ist winzig. Wie kann aus diesem kleinen, schwarzen Kügelchen so eine schöne Blume werden!
Ich weiß, dass es bald Zeit wird die Samenkörner in die Hand zu nehmen und jedes auf seine Art in die Erde zu säen. Die Samenkörner werde ich nie wieder sehen. Sie werden zerfallen, aber mitten in jedem Körnchen ist das Material der Mutterpflanze angelegt. Wenn das Samenkorn in der Erde zerfällt, erwächst eine neue Pflanze, die groß und stark wird und wieder Früchte bringt, in denen wieder Samen vorhanden sind.
Das ist der ewige Kreislauf vom Leben und vom Sterben.
Jetzt im beginnenden Frühling erobert sich das Leben wieder die Vorhand. Überall regt es sich, die ganze Welt scheint im Aufbruch zu sein. Alles reckt und streckt sich nach Wärme und Sonne. Jeder möchte ein Stück vom Lebensglück abbekommen.
Halt- Stopp- so haben wir das in unserem Leben immer wieder erfahren, aber in diesem Frühjahr ist alles ganz anders geworden.
Nicht nur in meiner kleinen Welt, sondern in der ganzen.
Plötzlich ist das Vertrauen in das Alte nicht mehr da. Das Geländer, an dem ich mich immer festgeklammert habe.
Plötzlich muss ich loslassen von meinen Gewohnheiten. Verwandte, Freunde, Brüder und Schwestern – wir können nur noch über Netzwerke verbunden bleiben.
Mit dem Coronavirus ist der Tod ganz real in unsere Mitte getreten. Mitten im Leben.
Nicht anonym, sondern sichtbar.
Nicht im Verborgenen, sondern konkret mit Zahlen belegt.
Tod und Leben reichen sich die Hand.
Mitten in der Passionszeit, in den Wochen in denen die Christen das Leiden und Sterben Jesu Christi bedenken und freiwillig auf Dinge verzichten, die entbehrlich sein können. In den Wochen, die für viele da sind, um sich auf das Wichtige und Wesentliche im Leben zu besinnen. Um sich mit Jesu Lebens- und Leidensweg auseinanderzusetzen. Um Gott ein Stück näher zu kommen in Gedanken und Gebeten.
Jetzt haben plötzlich viele Menschen Zeit, weil das Leben jetzt weniger hektisch ist. Vielleicht suchen jetzt auch kirchenferne Menschen nach dem Sinn ihres Lebens und nach Antworten auf die Fragen nach dem Woher und Wohin. Und was das ist, Auferstehung. Und was das mit mir selber machen wird.
Lasst uns auf Gott vertrauen, der uns auch in der größten Bedrängnis nahe ist und der uns trösten will. Und so wie Jesus Christus nicht im Tod geblieben ist, sondern lebt, so dürfen auch wir hoffen, dass unser Leben mit dem Tod nicht endet, sondern in Gottes Herrlichkeit aufgehoben ist.
„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Bleiben Sie behütet , bleiben Sie gesund!
Ihre Uta Baumfelder