Monatsspruch März 2015
Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?
(Römer 8,31)
Wieder ein Satz aus dem Römerbrief des Paulus. Ein Satz, den man nicht unbedingt mögen muss, wenn er so da steht. Er wirkt bedrohlich, gefährlich.
Warum?
Wir erinnern uns: Die in die Kriege zogen im Laufe der Jahrhunderte und Gewalt, Leid und Tod brachten, die wurden gesendet und gesegnet in dem Bewusstsein, dass das, was sie tun sollen, Gottes Wille und Weg ist. „Gott mit uns“, auf hebräisch – Imanu-El, ein uraltes Prophetenwort bei Jesaja 7,14, war der Wahlspruch des preußischen Königshauses und er blieb es bei Reichswehr und Wehrmacht. Und so stand er auf den Koppelschlössern der Soldaten – eingraviert. Vor 70 Jahren endete dieser Wahnsinn. Er kostete 60 Millionen Menschen auf dieser Welt das Leben. Die furchtbaren, schrecklichen Einzelheiten dazu – wir haben sie aus Erzählungen unserer Eltern und Großeltern gehört. Die meisten von uns. Wir haben es, Gott sei Dank, nie am eigenen Leib erfahren.
Mit Gott an meiner Seite, kann mir nichts passieren – so würden wir den Satz des Paulus heute aussprechen.
Wirklich nicht?
Heute im Jahr 2015 sieht die Welt kein bisschen anders aus als damals vor über 70 Jahren. Auch heute wähnen Fanatiker und Fundamentalisten Gott auf ihrer Seite. Ständig hören und lesen wir von Attentaten, Massakern, von der Bedrohung und Vernichtung Andersdenkender und Andersgläubigen. Und Gottes Name muss zu ihrer Rechtfertigung immer und immer wieder herhalten.
Hat Paulus es denn so gemeint und Luther so pathetisch und überzeugt übersetzt?
Es muss eine tiefere Deutung des Wortes geben. Im Brief an die Römer in diesem Abschnitt ist von der Hoffnung die Rede, mehrfach. Hoffnung auf Gott. Hoffnung, die sich nicht herbeibomben lässt. Hoffnung, die denen zuteil wird, die nach Gottes Willen und Wegen fragen und sich darauf einlassen. Denen, die sich Gottes Liebe gefallen lassen. Das schließt die eigene Selbstgerechtigkeit aus. Das verlangt nach Menschen, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der Schöpfung bewusst sind.
Der Prophet Micha sagt das so: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Und Jesus fordert auf: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“ Und: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“
Da erscheint der Monatsspruch in einem anderen Licht. Paul Gerhardt hat das in einem Lied sehr schön zum Ausdruck gebracht:
Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich;
so oft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich.
Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott,
was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?
Nun weiß und glaub ich feste, ich rühms auch ohne Scheu,
dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei
und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh
und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.
Der Grund, da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut;
das machet, dass ich finde das ewge, wahre Gut.
An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd;
was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.
Da darf ich gewiss sein. Da darf ich die Zusage haben, dass es keiner Macht, keinem Menschen gelingt, mich von Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu trennen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Uta Baumfelder