Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen.
Psalm 130,6
Der Vers aus dem 6. Bußpsalm ist uns zum Nachdenken in der nun beginnenden Adventszeit gegeben. Der Psalmbeter fleht inbrünstig und nicht ohne Grund, denn er beginnt mit den Worten:
„Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.“
Da ist einer in großer Not oder großer Angst. Vielleicht hat er große Schuld auf sich geladen. Er fühlt sich unwert und ungeliebt. In seiner Not wendet er sich im Gebet an Gott. Er ist wie ein Ertrinkender, der sich festklammert an dem, was er zu fassen bekommt. Und das Vertrauen, das er wagt, das lässt ihn nicht untergehen. Aus dem Ertrinkenden wird ein Geretteter. Er erfährt Gottes Nähe. Er spürt, in Gottes Gegenwart begegnet ihm die Hoffnung wieder neu. Sein Blick weitet sich. Er kann wieder aufschauen und aufatmen. Wie köstlich ist das, neu zu beginnen, ohne die quälende Schuld mit sich zu schleppen.
Wer in der Nacht arbeiten muss, sehnt das Tageslicht herbei. Die ersten zarten Strahlen der Sonne, nachdem der Himmel im Osten erst leicht, dann immer stärker von der Morgenröte durchdrungen wird, sind wie eine Befreiung, machen das Herz und die Sinne weit und fröhlich. So wartet auch meine Seele auf den Herrn.
Christus hat beim Abschied von seinen Jüngern, ehe er zum Vater zurückgekehrt ist, versprochen, wieder zu kommen.
Kann ich das noch glauben und erwarten?
Die Adventszeit will ja gerade daran erinnern. Advent heißt Ankunft. Schon einmal wurde in alter Zeit die Ankunft des Messias von den Propheten des Alten Testamentes vorausgesagt. Mit Jesu Geburt ist die Prophetie eingetreten. Wenn Christus wiederkommt, so wird er alles neu machen. Dann wird es keine Schuld mehr geben, auch keinen Krieg und keine Gewalt und keinen Tod.
Diese Hoffnung muss wieder und wieder neu gesagt werden. Diese Hoffnung ist auch keine Vertröstung für eine ferne Zukunft, sondern die Hoffnung beginnt schon jetzt und heute. Das Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem, das war für jedermann sichtbar und anfassbar. Auch ich kann Gottes Nähe erfahren. Gott schenkt mir seine Aufmerksamkeit, wenn ich mit ihm rede. Ich weiß mich geliebt und gewertschätzt. Ich erfahre Trost und Geborgenheit.
Lassen wir uns in der Adventszeit doch ruhig einmal ein auf solche Gotteserfahrungen. Wer noch etwas zu erwarten hat, der bleibt gespannt und voller Vorfreude.
Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gesegnete Adventszeit!
Ihre Uta Baumfelder